Haiku & Tanka

Haiku und Tanka sind japanische Formen der Dichtung, die einer ganz bestimmten Struktur folgen. So besteht ein Haiku aus lediglich drei Zeilen, welche exakt 5 Silben in der ersten Zeile, 7 Silben in der zweiten Zeile und wieder 5 Silben in der letzten Zeile enthalten. Das Interessante am Schreiben dieser Kurzgedichte ist das Einhalten dieser Lauteinheiten und die Kunst, den wenigen Worten einen Sinn zu geben.
Die Japaner bevorzugen das Thema der Natur, wogegen das Involvieren von Emotionen als Senryu bezeichnet wird.

Dem Spiel verfallen
ich lieb dich ich lieb dich nicht
mein Gänseblümchen.
© Heike Hoffmann

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Ein spannender Blick
in das eigene Leben
Schlüsselmomente.
© Heike Hoffmann

Ein Tanka dagegen verfügt über fünf Zeilen. Die ersten drei Zeilen sind wie ein Haiku aufgebaut, Zeile vier und fünf wird durch jeweils 7 Silben ergänzt.
Hier erhält der Autor die Gelegenheit, seinen Gedanken ein wenig mehr Spielraum zu schenken.

                                                 Novembertränen                                                    
meine Seele berühren
Farben verblassen
    Melancholie nun erwacht
    Nebelschwaden über uns
© Heike Hoffmann

                                                                            ❀⊱❦⊰❀

Schöne neue Welt
ich liebe und schätze dich
und weine Tränen
wenn Menschen dich zerstören
sie deine Pracht nicht sehen.
© Heike Hoffmann

 

Wer sich einmal mit dieser besonderen Gedichtform beschäftigt hat und Freude am Spiel mit dem Wort hat, wird recht schnell bemerken, ein Haiku oder Tanka kann süchtig machen.
Es genügt oft ein Blick in die Natur und schon lässt sich ein Haiku schreiben. Reichen drei Zeilen nicht aus, werden zwei weitere passende Zeilen ergänzt und das Tanka ist fertig.
So erging es mir jedenfalls und inzwischen sind Hunderte Haikus entstanden.

In meinen Lyrikbänden „Die Seelenlyra“ und „Die Seelenvenus“ kommen auch diese kleinen Kunstwerke vor und läuten das jeweilig neue Kapitel ein.

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